Wenn der Bürgermeister nachts Kühe nach Hause bringt
Ende November 2015.
Es ist spät in der Nacht, als das Telefon klingelt.
Ein Einwohner informiert mich, dass sich eine Kuhherde frei im Dorf bewegt, in der Bahnhofstraße.
Wenn man Bürgermeister ist, gehören solche Anrufe zur Verantwortung.
Es gibt keine festen Zeiten, kein „das erledigen wir morgen“. An erster Stelle steht eine Priorität: die Sicherheit der Einwohner … und der Tiere.
Vor Ort ist die Situation ebenso ungewöhnlich wie unerwartet:
Unter dem Licht der Straßenlaternen gehen mehrere Kühe ruhig durch die nächtliche Stille des Dorfes und scheinen uns manchmal neugierig zu beobachten, fast erstaunt, hier zu sein.
Sehr schnell griffen die Feuerwehrleute des Dorfes ein, unterstützt von meinem Stellvertreter.
Dank ihrer Reaktionsschnelligkeit, ihrer Ruhe und ihrer guten Ortskenntnis konnten wir:
- die Umgebung und den Verkehr absichern,
- jede Gefahr für die Einwohner vermeiden,
- die Tiere beruhigen,
- und die Kühe sicher unterbringen, ohne Zwischenfälle.
An diesem Abend gab es keine Reden, keine offiziellen Fotos und keine institutionelle Kommunikation.
Es gab einfach eine unerwartete Situation, betroffene Einwohner, engagierte Feuerwehrleute und einen Bürgermeister an der Seite seines Dorfes.
Bürgermeister zu sein bedeutet nicht nur, Akten zu bearbeiten oder Sitzungen zu leiten.
Es bedeutet auch, jederzeit bereit zu sein und auf das Unerwartete zu reagieren.
Es heißt, mit gesundem Menschenverstand, Pragmatismus und Teamgeist zu handeln und sich auf die örtlichen Kräfte zu stützen.
Diese Nacht im November 2015 gehört zu den Erinnerungen, die ganz konkret zeigen, was kommunales Engagement bedeutet:
da zu sein, wenn es nötig ist, mit den richtigen Menschen, um das Dorf zu schützen.
Weil ein Dorf auch das ist.
Und weil ein Bürgermeister nah, erreichbar und im Dienst seiner Einwohner bleiben muss – selbst mitten in der Nacht.
Muespach, das Dorf, das ich liebe.
Gemeinsam für morgen.
